Eine grundlegende Annahme der klassischen Theorie der Politik lautet: Politik ist nur in der Polis mรถglich ? einer Stadt, in der alle mit allen diskutieren und รผber alles mitentscheiden kรถnnen. Eine zentrale Frage der modernen Theorie der Politik lautet: Wie ist Politik auรerhalb der Polis mรถglich ? in einem Flรคch- staat, in dem nicht alle mit allen kommunizieren und nicht alle รผber alles mite- scheiden kรถnnen? Bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts lau- te die optimistische Antwort: Die Medien informieren sachlich angemessen รผber das politische Geschehen und die Bevรถlkerung entwickelt anhand ihrer Beric- erstattung realistische Vorstellungen und begrรผndete Meinungen, die zur Gru- lage ihrer Wahlentscheidung werden. Diese Annahmen wurden durch theore- sche รberlegungen und empirische Forschungsergebnisse grundlegend in Frage gestellt. Mit Blick auf die Medien gehรถren dazu vor allem zwei Erkenntnisse. Bei der Politik handelt es sich erstens nicht um eine Gegebenheit, รผber die die - dien berichten; vielmehr geschieht in der Politik vieles nur deshalb, weil die Medien berichten. Zwischen Politik und Medien bestehen komplizierte We- selbeziehungen, so dass man die Berichterstattung nicht einfach als Darstellung einer vorgegeben Realitรคt betrachten kann. Die Politikberichterstattung der - dien orientiert sich zweitens nicht nur am politischen Geschehen, sondern auch an den Sichtweisen der Journalisten und redaktionellen Linien ihrer Publika- onsorgane. Die Medien sind keine neutralen Vermittler, die allen Politikern und Aktivitรคten gleiche Chancen bieten, sondern eigenstรคndige Akteure, die die Vermittlung von Politik an die Bevรถlkerung nicht nur fรถrdern, sondern gelege- lich auch behindern.