Leo Tolstoi, geboren am 9. September 1828 in Jasnaja Poljana, Russland, ist eine der herausragendsten Persönlichkeiten der Weltliteratur. Als Mitglied des russischen Adels war Tolstois frühes Leben von Privilegien geprägt, doch seine Erfahrungen im Krimkrieg und seine späteren Reisen prägten sein Weltbild nachhaltig. Er ist vor allem für seine epischen Romane bekannt, die die Komplexität der russischen Gesellschaft, der menschlichen Natur und der moralischen Philosophie erforschen.Tolstois literarischer Beitrag geht über seine Romane hinaus; er war auch ein produktiver Essayist, Dramatiker und Kurzgeschichtenschreiber. Seine Werke setzen sich oft mit Themen wie existenzieller Angst, der Suche nach Sinn und der Kritik an sozialen Institutionen auseinander. In seinen späteren Jahren erlebte er eine spirituelle Erweckung, die ihn dazu führte, eine Form des christlichen Anarchismus zu übernehmen und für gewaltfreien Widerstand und ein einfaches Leben zu plädieren. Dieser ideologische Wandel beeinflusste prominente Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi und Martin Luther King Jr.Tolstois Privatleben war ebenso stürmisch wie seine literarische Karriere. Seine Ehe mit Sophia Behrs war sowohl eine Quelle der Inspiration als auch des Konflikts, geprägt von intensiver intellektueller Zusammenarbeit und tiefgreifenden persönlichen Auseinandersetzungen. Seine radikalen Ansichten zu Bildung, Pazifismus und sozialer Gerechtigkeit brachten ihn oft in Konflikt mit der russisch-orthodoxen Kirche und dem zaristischen Regime, was 1901 zu seiner Exkommunikation führte.Trotz der Kontroversen bleibt Tolstois Vermächtnis lebendig. Seine Erforschung der menschlichen Natur, seine revolutionären Ideen zu Moral und Gesellschaft sowie sein Einfluss auf zeitgenössische Schriftsteller und Denker machen ihn zu einer faszinierenden Figur. Sein Leben und Werk bieten zeitlose Einsichten in die menschliche Erfahrung.