Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den vielfältigen Geistererscheinungen in Andreas Gryphius’ Trauerspielen auf Grundlage des frühneuzeitlichen Geisterwissens und der literarischen Tradition von Geisterdarstellungen in antiken, jesuitischen und niederländischen Dramen sowie in Barockpoetiken. Gryphius’ weitläufiges Interesse an Geistern wird dabei zweifach aufgearbeitet. Erstens anhand der verstreuten Spuren zu Gryphius als Geistergelehrten und Verfasser eines verschollenen Gespenstertraktats über dessen Familienbibliothek sowie die Aussagen über Geister in seinem Brandbericht und Mumientraktat. Zweitens über die poetische Praxis der Geisterdarstellungen in seinen Trauerspielen, die der Geisterpoet im Medium des Traums, Wahns, per Beschwörung und im Chor erscheinen lässt. Dabei sucht Gryphius in seinen, die Trauerspiele begleitenden Paratexten die Geister als poetische Stilmittel zu begründen und zu legitimieren. Mit dem erweiterten Blick auf Gryphius’ Herodes-Epos und den Leichabdankungen lässt sich eine Geisterpoetologie nachzeichnen, in der Gryphius die wissensgeschichtlich eingeschriebene Ambiguität von Geistererscheinungen in seine eigene Konzeption des spiritus ex machina als Ambiguitätsmaschine umbesetzt.
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Conrad Fischer, Institute for German Philology, JMU Würzburg, Würzburg, Germany.
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