
Anja R.
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Zuerst konnte ich mir unter diesem Titel noch nicht viel vorstellen. Irgendein manipuliertes Bewusstsein? Künstliche Intelligenz? Da ich allerdings alle anderen Bücher von Martin Riesen bereits gelesen habe, wusste ich, dass mich eine interessante, ausgereifte Geschichte in einem nicht alltäglichen Setting erwarten dürfte. Und dem war auch so: eine Geschichte in einer dystopischen Zukunft der Schweiz, in der grosse Konzerne das tägliche Leben der Menschen steuern und sämtliche Aufgaben eines Staates übernehmen. Ausserhalb des Einflussbereiches der Konzerne herrscht Anarchie, in der niemand sicher ist und das Recht des Stärkeren gilt. Bisher hatte ich mich noch nicht sehr viel mit Cyberpunk beschäftigt und wusste nur so ungefähr, was genau das Genre ausmacht und wie genau dessen Prämissen aussehen. Daher war Engineered minds eigentlich mein erster richtiger Kontakt damit. Es geht um einen Söldner, der per Zufall ein junges Mädchen beschützen soll, die keinerlei Erinnerung daran hat, wer sie ist und wo sie her kommt. Actiongeladen geht die Geschichte los, als Alexei sie aufgabelt und sogleich vor Verfolgern flüchten muss. Die Geschichte entwickelt sich auf überraschende und spannende Art weiter und man lernt die Welt besser und besser kennen. Martin Riesen hat sich unglaublich viele kleine Details ausgedacht, die aus dem Thema Cyberpunk eine vollständige und stimmige Erzählwelt werden lassen. Dies ist aber nichts Neues von ihm. Schon im Steampunk-Universum der Steamforged Empires liess er eine detaillierte Welt entstehen, die so hätte sein können. Die Charaktere im Buch sind gut ausgearbeitet, handeln nachvollziehbar und vor allem Alexei, das junge Mädchen, das er beschützt, und seine Ex Neri sind sehr interessante Charaktere, die der Geschichte emotionale Tiefe geben und sich Stück für Stück im Verlauf weiterentwickeln. Auch die Nebencharaktere haben ihren Charme, vor allem das Cyborg-Mädchen Ruby. Relativ rasch wird klar, dass es im Buch um mehr als nur um das Beschützen von Gemma geht. Es geht um Moral, um Fragen zum Menschsein, die fast schon ein bisschen philosophisch anmuten. Wer (oder was) genau Gemma ist, wird erst später in der Geschichte klar, obwohl kleine Hinweise eingestreut sind. Und sie vor den herrschenden bösen Hintermännern zu schützen wird zu Alexeis wichtigstem und lebensgefährlichstem Auftrag. Mit gut 400 Seiten gibt es genug Lesestoff, der sich sehr gut, flüssig und kurzweilig lesen lässt. Da mir zum einen die Geschichte und zum anderen das Cover, das natürlich im E-Book-Format nicht so attraktiv daher kommt, besorgte ich mir auch noch ein Papierexemplar, das nun mein Bücherregal bereichert. Was soll ich noch sagen? Verschaff dir einen Einblick in eine Schweiz, die in Zukunft so sein könnte. Lass dich zum Nachdenken anregen und vielleicht findest du ja auf die zentrale Frage des Buches eine Antwort, die für dich richtig ist: Was macht einen Menschen zu einem Menschen. Achja, und lass dich nebenbei noch sehr gut von der Geschichte unterhalten. Das Ende lässt Platz für einen Nachfolger, der hoffentlich bald erscheint, damit man weitere Geschichten in dieser Welt erleben darf. Meine Empfehlung: kaufen und lesen! Unbedingt!